das "zusammengeschweisst-werden"

acht monate, siebentage die woche, vierunzwanzigstunden am tag. aufeinander. miteinander. nebeneinander. 

jup. wird manchmal etwas anstrengend. hatten wir auch nicht so wirklich durchgedacht bevor wir diese reise angetreten haben. 

und es gibt ja auch menschen denen es nie nie nie zuviel wird. das zuammensein. die könnten immer mit ihren geliebten zusammenkleben. ich bin da weniger die mit dem klebe-gen. und wie ich anfangs mal geschrieben habe, lernt man sich selber und seine mitmenschen ja in ausnahmesituationen und ungewohnten, stressigen oder beängstigen Momenten doch ganz gut kennen. da ist nix mehr mit ausweichen. 

normalerweise würde ich mich in solchen situationen mit allen erdenklich möglichen dingen beschäftigen, damit ich mich nicht mit mir selber beschäftigen muss. ich kauf da noch gerne schuhe. oder streune durch die nächte. lese irgendwelche artikel über tatsächlich interessante dinge.

tja, aber hier bleibt dann irgendwie doch nur das untertauchen im meer für einen kurzen moment des einsamseins. und das aushalten. das konfrontieren und die flucht nach vorne. 

und weil man sich irgendwann ja sowieso nichts mehr vormachen kann, weil das einfach nur verschwendete zeit ist und man gewisse dinge im leben wohl auch nicht ändern kann, beginne ich langsam aber sicher sie einfach anzunehmen.

die eigene unvollkommenheit in einer welt voller falschen erwartungen und verdrehten vorstellungen. 

weil alles andere wäre ein eher aussichtsloser kampf. 

so sind wir 5 also jeden tag aufs neue verschwitz zusammengeschweisst auf manchmal gerade mal ein paar quadratmetern wie gerade jetzt in einem nicaraguanischem dorm mit zwei stockbetten ohne bad mitten im nirgendwo und haben irgendwie gelernt, auszuhalten. und dabei ist das aushalten ja nicht unbedingt eine der tugenden unserer generation. weil wir eben immer tausend möglichkeiten haben in der zerstreuung und virtuellen welt abzutauchen.

die menschen hier gerade, auf der insel ometepe in nicaragua, machen so ziemlich nichts anderes als aushalten. weil sie an der situation in der sie stecken sowieso nichts ändern können. und das ist so oft befremdlich für uns und unlogisch weil wir dazu erzogen werden dinge zu optimieren, unbequemes zu verändern, uns neu zu orientieren, uns neu zu erfinden, zu verbessern, das maximum aus allem rausholen zu wollen. und vergessen dabei das es im leben wohl auch einfach ein stück um aushalten geht. 

und dann werden wir erst wieder daran erinnert, wenn wir kinder auf die welt bringen oder uns eine krankheit einholt. menschen sterben. weil wir mindestens an diese wenigen archaischen dingen auch nichts ändern können.

wir wissen um das privileg diese reise verwirklichen zu können und sehen, neben all den unglaublichen orten und menschen die wir kennen lernen dürfen, am ende des tages vor allem immer wieder etwas ziemlich klar. das leben ist kein ponyhof. ist es nie gewesen und wird es nie sein. nicht in unseren breitengraden die mit ganz anderen herausforderungen zu kämpfen haben als die meisten leute in der restlichen welt.

aber das aushalten sollten wir unseren kindern beibringen. und vielleicht noch viel mehr uns allen selbst.

weil aushalten auch immer bedeutet sich selber zurückzustellen. sich einzuordnen. die situation wertefrei anzunehmen. und das würde schon so einiges verändern in dem chaos in dem sich unsere entwickelte westliche gesellschaft heute so befindet. 

auf dem foto dieses blogs waren wir gerade zu besuch bei einer familie die mit pferden, kühen, hühnern und ein paar hängematten im garten zum schlafen, lebt. matéo hatte eine hungerkrise, tiago wollte mit der babykatze spielen anstatt aufs foto und lionel war müde. 

ich finde wir sehen gut aus beim aushalten.